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Alle Screenshots stammen von GamersGlobal (360-Version).
2012. Was für ein Jahr. Nein, wir meinen nicht das bevorstehende Ende des Maya-Kalenders, sondern das 50jährige Filmjubiläum des berühmtesten aller Geheimagenten: Bond. James Bond. Ein halbes Jahrhundert voller Nobelkarossen mit kurzer Lebenserwartung, cooler wie unsinniger Gadgets sowie Bösewichten, die gerne ein wenig zu viel von ihren Plänen erzählen. Fans dürfen sich besonders freuen, weil Film Nummer 23 in den Startlöchern steht, Skyfall (ab 1. November). Neben neuem Leinwandstoff gibt es für die Bond-Fans zusätzlich ein neues Videospiel: 007 Legends schickt den britischen Anzugträger mit der Lizenz zum Töten auf eine Erlebnisreise durch einige seiner bekanntesten Missionen. Jubiläum! Film! Spiel! Dürfen sich Fans also gleich dreifach freuen?
Flashback-Abenteuer
007 Legends startet mit einer Sequenz aus dem kommenden Skyfall, die ihr auch in unserem First15-Video bestaunen könnt. Um mit Spoilern hinterm Berg zu halten, hier nur das Ergebnis des Intros: James Bond, auch in diesem Spiel dem muskulösen Körper von Daniel Craig nachempfunden, landet in einem reißenden Fluss. Während sich seine Lungen langsam mit Wasser füllen, sieht er in einer Serie von Flashbacks seine früheren Abenteuer an seinem geistigen Auge vorbeiziehen. Während der Brite das alles nur in einer Erinnerung sieht, schlüpft ihr natürlich aktiv in die Haut des Agenten und spielt das Ganze nach.
Ihr erlebt Szenen aus den Bond-Klassikern Goldfinger, Im Geheimdienst Ihrer Majestät, Lizenz zum Töten, Stirb an einem anderen Tag und Moonraker - Streng Geheim. Und zwar in dieser nicht-chronologischen Reihenfolge. Der Verzicht auf eine zeitlich passende Ordnung macht sich allerdings kaum bemerkbar, da alle Abenteuer in die heutige, moderne Zeit verfrachtet wurden; Goldfinger erlebt ihr also nicht aus der 60er-Jahre-Perspektive, sondern lauft mit Smartphone in der Tasche durch die Levels. Die Entscheidung, komplett auf die Jetzt-Zeit zu setzen, wirkt sich auch auf das Spieldesign aus: 007 Legends ist keine Mischung aus den wichtigen Bond-Zutaten Schießen, Schleichen und dem cleveren Einsatz von cooler Ausrüstung, sondern vielmehr eine geballte Ladung Action. Oder für Kenner des MI6-Agenten anders ausgedrückt: 007 Legends orientiert sich vom Krawumms-Anteil am knackigen Ein Quantum Trost-Film von 2008. Noch ein Wort bezüglich der gerade angesprochenen Bond-Kenner: Wer die oben genannten Filme nicht gesehen hat, wird durch das Spielen von 007 Legends nicht den Hauch einer Idee haben, worum es in den einzelnen Kapiteln eigentlich geht. Aber auch beinharte Bond-Fans, die vielleicht sogar das offizielle Parfüm des Agenten ihr Eigen nennen, werden die berühmten Szenen nur schwer wiedererkennen.
In 007 Legends erlebt ihr Schlüsselszenen aus fünf bekannten Bond-Filmen - inklusive klasse Zitate, wie hier von Goldfinger. "Nein Mr. Bond. Ich erwarte, dass Sie sterben." |
Ego-Shooter-Mischmasch
Erinnert ihr euch noch an das oft zitierte und auch hier schon erwähnte Goldeneye für den Nintendo 64? Das Spiel triefte trotz seines hohen Actionanteils nur so vor James Bond (und hangelte sich dicht an der Filmvorlage entlang). Auch das letztjährige Remake Goldeneye 007 Reloaded (GG-Note: 7.5) fühlte sich immer noch mindestens ebenso nach James Bond wie nach Black Ops an. Doch in 007 Legends kommt Agenten-Stimmung erst gar nicht auf. Stattdessen fühlt man sich nun zu 100 Prozent als angeblicher Bond in einen Standard-Shooter geworfen. Das ließe sich noch verschmerzen, wenn die Entwickler die vielen geklauten Ideen stimmiger unter einen Bond-würdigen Hut gebracht hätten. Stattdessen lauft ihr durch stark lineare Levels, schwingt euch zuweilen hinter das Steuer eines Vehikels mit seltsamer Fahrphysik, und erledigt die meiste Zeit schlicht einen namenlosen Bodyguard nach dem anderen. Was nicht nur schade, sondern geradezu frustrierend ist, denn ein James Bond schießt sich einfach nicht durch abertausende von fiesen Schurken. Die Zahl ist dabei durchaus ernst gemeint, denn wie in einem typischen Kriegsshooter gibt es Passagen, an denen unendlich viele Gegner spawnen, bis ihr euch zum nächsten Kontrollpu
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nkt vorgearbeitet habt. Dass ihr während des Kämpfens auch noch ein rudimentäres Deckungssystem einsetzen dürft: geschenkt. Lediglich durch die tatsächlich interessante Idee eines Erfahrungspunktesystems und den Nahkämpfen hebt sich 007 Legends ein wenig von der Konkurrenz ab.
Gut finden wir die unterschiedlichen Spielmodi. Ihr dürft 007 Legends als “modernen” oder “klassischen” Shooter erleben. In der modernen Variante regeneriert sich eure Gesundheit wie von Geisterhand automatisch. In der klassischen Version müsst ihr Medikits einsammeln, um dem ständig drohenden Tod zu entgehen. Dass aufgrund dieses eher belanglosen Features mehr Nostalgie aufkommt als beim Nachspielen der Filme, dürft ihr getrost als schlechtes Zeichen verstehen. Denn 007 Legends ist zwar nicht das schlechteste Actionspiel aller Zeiten. Beileibe nicht. Es lässt aber keinerlei Bond-Flair aufkommen und krankt an seinen ständigen Wiederholungen. Schießen, schießen, schießen, Büro durchsuchen, wieder schießen, Nahkampf, Zwischensequenz. Und wieder von vorn.
Heimliches Vorgehen auf MI6-Art? Fehlanzeige. Stattdessen spielt sich 007 Legends wie ein Call of Duty. |